Brohltal / AW-Kreis. Covid-19 ist immer noch im Kreis Ahrweiler präsent. Die Zahl der Neuinfektionen in den letzten 7 Tagen auf 100.000 Einwohner ist auf 8,47 gefallen. Im Brohltal gibt es noch eine erkrankte Person. Das Gesundheitsamt zieht Bilanz für die vergangenen Wochen: Die Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie hat dazu geführt, dass das öffentliche Leben im Kreis Ahrweiler in den vergangenen Wochen dramatisch beeinträchtigt war. Die mit dem Virus verbundenen Auswirkungen stellen nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die Kreisverwaltung vor enorme Herausforderungen: „Der Landkreis Ahrweiler muss kurz-, mittel- und langfristig auf das Infektionsgeschehen mit größter Sorgfalt reagieren“, betont Landrat Dr. Jürgen Pföhler.
Die Entwicklung der Pandemie war und bleibt dynamisch, wie eine erste Bilanz des Gesundheitsamts im Kreis- und Umweltausschuss unterstreicht. Nach den ersten Verdachtsfällen Anfang März, die unter anderem eine 26-köpfige Schülerreisegruppe betrafen, wurden am 13. März die ersten drei Infektionen bestätigt. Mittlerweile stieg die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen auf insgesamt 179, davon bedauerlicherweise ein Todesfall.
Bei Personen mit festgestellter Infektion sowie bei engen Kontaktpersonen wurde und wird eine Quarantäne über mindestens 14 Tage durch die Kreisordnungsbehörde erlassen. Bis zum 20. Mai war dies insgesamt 1154-mal der Fall. Die bisher höchste Anzahl von Menschen in Quarantäne wurde am 24. März mit 448 Personen verzeichnet. Mit den Beschränkungsmaßnahmen sank die Zahl auf 34 Personen am 23. April und stieg mit den Lockerungsmaßnahmen auf aktuell (Stand 20. Mai) 146 Menschen wieder an.
Am 27. März waren die ersten Personen genesen. Dies ist aus Sicht des Gesundheitsamts frühestens nach 14 Tagen bei Symptomfreiheit und einem gleichzeitig negativen Testergebnis der Fall. Am 4. April wurde der bisherige Höchststand mit 70 gleichzeitig infizierten Personen verzeichnet, der niedrigste Stand am 30. April mit 16 Personen. Die Infektionen betreffen alle Altersgruppen. Ein 21 Tage alter Säugling ist bislang der jüngste Infizierte, die älteste betroffene Person ist 84 Jahre alt. Das Gesundheitsamt konnte bislang die Infektionsketten nahezu vollständig ermitteln und durch Quarantäneanordnungen die Weiterverbreitung des Virus einschränken. „Im Zuge der schrittweisen Lockerungen wird die Verfolgung der Infektionsketten zunehmend umfangreicher und schwieriger“, heben Landrat Dr. Jürgen Pföhler und Dr. Stefan Voss, Leiter des Gesundheitsamts, hervor.
Bedauerlicherweise gab es bislang einen Todesfall im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie: Am 27. März ist eine Frau mit gravierenden Vorerkrankungen an den Folgen der Infektion mit dem Coronavirus gestorben.
Der gesamte Verlauf des Infektionsgeschehens ist aus den beigefügten Grafiken ersichtlich.
Bisher wurden rund 3800 Abstriche durch das Gesundheitsamt vorgenommen. Hinzu kommen die Abstriche durch die niedergelassenen Ärzte, Krankenhäuser und die Corona-Ambulanzen. In der Mitte April eingerichteten Corona-Ambulanz in Grafschaft-Gelsdorf werden neben Tests auch Untersuchungen und Behandlungen durch niedergelassene Hausärzte durchgeführt. Bislang konnten dort rund 30 Personen betreut werden.
Verwaltungsintern wurde eine zusätzliche Stelle für Sonderaufgaben und Maßnahmen im Rahmen der Corona-Krise dauerhaft eingerichtet und besetzt. Außerdem soll eine weitere Stelle im Bereich des Infektionsschutzes geschaffen werden. Drei Schulsekretärinnen unterstützten während der Schulschließungen die Datenerfassung, ebenso wie vier Beamtenanwärter und eine Studentin. Darüber hinaus helfen zehn Ärzte im Ruhestand als ehrenamtliche Unterstützer bei Tests oder Beratungen. Der DRK-Kreisverband Ahrweiler stellt zwei Rettungssanitäter und die Unfallkasse Rheinland-Pfalz eine Arzthelferin zur Verfügung. „Durch das Zusatzpersonal und den erheblichen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte die außergewöhnliche Situation, auch an allen Wochenenden und Feiertagen mit enormen Überstundenanfall, bisher bewältigt werden“, erklärt Siglinde Hornbach-Beckers, Leiterin des Fachbereichs für Jugend, Soziales und Gesundheit.
Senioren gehören zu dem Personenkreis mit einem erhöhten Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Deswegen werden in den insgesamt 20 stationären Alten- und Pflegeeinrichtungen im Kreis zusätzliche freiwillige Screenings angeboten. Zunächst wurden fünf Abstriche je Einrichtung nach dem Zufallsprinzip vorgenommen, seit Mitte April gibt es 16 freiwillige Tests je Einrichtung in einem vierzehntägigen Rhythmus. Anfang Mai wurde das Screening auf die rund 30 ambulanten Pflegedienste ausgeweitet. „Aufgrund dieser Maßnahmen konnte die Infektionskette in Einzelfällen bereits frühzeitig unterbrochen und eine großflächige Ausbreitung des Virus in den Alten- und Pflegeeinrichtungen verhindert werden“, sagt Siglinde Hornbach-Beckers. Alle der Kreisordnungsbehörde gemeldeten Erntehelfer der landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis können einen Test machen.
In diesem Zusammenhang haben die ehrenamtlich für den Kreis tätigen Ärzte bislang rund 1100 Testungen (ca. 750 Abstriche in den Alten- und Pflegeeinrichtungen, 150 Abstriche der ambulanten Pflegedienste, 160 Abstriche von Erntehelfern) durchgeführt. Ab Anfang Juni wird das Gesundheitsamt auch Menschen mit Behinderungen testen, die in Einrichtungen leben.
Bislang sind im Bereich des Gesundheitsamts zusätzliche Kosten in Höhe von 483.600 Euro entstanden, etwa durch die Corona-Ambulanz, Laborbedarf, Arzneimittel oder Schutzausrüstung.