Brohltal / AW-Kreis. Ende April legt die Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen die erste Statistik vor, die die Auswirkungen der Corona-Krise abbildet. Statt des sonst zu dieser Jahreszeit üblichen Rückgangs offenbart das Zahlenwerk einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit: Im Landkreis Ahrweiler stieg die Zahl der arbeitslosen Menschen innerhalb von vier Wochen um 372 auf 2.985 an und liegt damit um 665 über dem Wert des Vorjahres. Die Arbeitslosenquote steigt von 3,7 auf 4,3 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 3,3 Prozent.
Die Neuzugänge an Arbeitslosen kommen aus nahezu allen Branchen, besonders häufig aber aus Produktionsbetrieben und dem Handel. Am stärksten betroffen ist das Gastgewerbe, aus dem nicht nur die meisten Entlassungen gemeldet wurden, sondern wo auch fest geplante Einstellungen zum Ostergeschäft kurzfristig abgesagt werden mussten.
Die Zunahme der Arbeitslosigkeit spiegelt sich in beiden betroffenen Rechtskreisen des Sozialgesetzbuches (SGB) wider. Im SGB III (Arbeitsagentur) stieg die Arbeitslosigkeit seit März um 216 auf 1.585 Personen an. Im SBG II (Jobcenter) nahm sie um 156 zu und liegt nun bei 1.400. Vor einem Jahr waren im SGB III 491 und im SGB II 174 Menschen weniger arbeitslos gemeldet.
Deutlich abzulesen ist die Krise auch an den Daten zur Kurzarbeit, die im üblichen Tagesgeschäft der Arbeitsagentur eine eher untergeordnete Rolle spielt und bislang vordringlich zur Vermeidung vorübergehender, saisonbedingter Arbeitslosigkeit genutzt wurde. Wie bereits 2008/2009 wird sie nun jedoch eingesetzt, um die Folgen des Corona-Lockdown so weit als möglich abzumildern. Seit Beginn der Krise im März zeigten 1.294 Unternehmen aus dem Ahrkreis für insgesamt 11.125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kurzarbeit an. Mit der Anzeige wird allerdings nur die Möglichkeit geschaffen, Kurzarbeit zu nutzen. Wie viele Betriebe und Beschäftigte diese Unterstützung am Ende tatsächlich in Anspruch nehmen, lässt sich erst später absehen, da das Kurzarbeitergeld im Nachhinein zwischen Arbeitsgebern und Agentur abgerechnet wird.
Während die Arbeitslosigkeit anstieg, ging die Zahl der offenen Stellen in den letzten Wochen drastisch zurück. Gerade einmal 39 Stellen wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur in den letzten vier Wochen gemeldet – 94 weniger als im Monat zuvor. Insgesamt werden im Landkreis Ahrweiler 479 Stellenangebote gezählt. Das sind 198 weniger als vor einem Jahr.
„Natürlich durfte man nach den Ereignissen der letzten Wochen keine anderen Zahlen erwarten. Aber es ist doch beeindruckend die Auswirkungen der Krise schwarz auf weiß vor sich zu sehen“, erklärt Agenturleiter Frank Schmidt. „Statt der üblichen Frühjahrsbelebung erleben wir eine deutliche Abwärtsbewegung des Arbeitsmarktes.“ Allerdings betont Schmidt auch, dass der Arbeitsmarkt derzeit eher davon geprägt ist, dass viele Menschen ihre Arbeitslosigkeit nicht wie zu dieser Jahreszeit üblich beenden konnten. „Dagegen mussten sich, gemessen an den Umständen, bislang nur relativ wenige neu arbeitslos melden. Das ist vor allem dem großflächigen Einsatz von Kurzarbeit geschuldet.“
Wie lange der Abwärtstrend anhalten und wie er sich weiter gestalten werde, könne niemand sagen. „Das hängt zum einen davon ab, wie lange der Lockdown noch anhält, und zum anderen davon, wie schnell sich die Wirtschaft anschließend von der Zwangspause erholen wird.“
Agentur und Jobcenter können wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht besucht werden. So sind sie dennoch erreichbar:
Agentur für Arbeit Bad Neuenahr-Ahrweiler und Adenau:
Sondertelefon: 0261 – 405 405
E-Mail: koblenz-mayen.postfach@arbeitsagentur.de
Jobcenter Ahrweiler:
Sondertelefon: 02641 – 91 16 888
E-Mail: Jobcenter-Ahrweiler@jobcenter-ge.de
Informationen für Kleinstunternehmer und Soloselbstständige:
Servicetelefon: 0800 – 4 55 55 23, montags bis freitags, 8 bis 18 Uhr.
Vieles lässt sich auch ohne direkten Kontakt online erledigen:
https://www.arbeitsagentur.de/eservices
https://www.arbeitsagentur.de/arbeitslos-arbeit-finden/arbeitslosengeld-2
Betriebe, die Kurzarbeit anzeigen wollen, können ihre Unterlagen an folgende Postanschrift schicken: Agentur für Arbeit, 54187 Trier