Köln/Niederzissen. Sichtlich beeindruckt und auch stolz war die Niederzissener Delegation, bestehend aus Ortsbürgermeister Rolf Hans, dem Beigeordnetem Nico Degen und den Mitgliedern des Kultur- und Heimatvereins Brigitte und Dr. Johannes Decker, Gisela Reichrath und Richard Keuler, sowie Dieter Lukas und Günter Nerger bei der jetzigen Ausstellungseröffnung im Kolumba, dem Kunstmuseum der Erzdiözese Köln. Im Beisein des Kölner Generalvikars Monsignore Dr. Markus Hoffmann, dem Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland und Vorstehers der jüdischen Gemeinde Köln Abraham Lehrer, der Direktorin des Landschaftsverbandes Rheinland Ulrike Lubek, der Direktoren des Kolumba Dr. Stefan Kraus und des MiQua – Archäologisches Quartier Köln Dr. Thomas Otten und weiteren Persönlichkeiten des kulturellen und öffentlichen Lebens öffnete sich die bedeutende Ausstellung „In die Weite – Aspekte jüdischen Lebens in Deutschland“ mit der umfangreichen Leihgabe aus der ehem. Synagoge Niederzissen, nämlich der gesamten Genisa, den Funden vom Dachboden und kann bis 15. August 2022 besucht werden.
In einen besonderen, abgedunkelten Raum, dem sogenannte Armarium, direkt über der darunter befindlichen Kapelle „Madonna in den Trümmern“ ist der Niederzissener Ort der Aufbewahrung der Genisa für fast ein Jahr in das Kolumba übertragen, wird dort mit allen rd. 280 Archivboxen in Regalen präsentiert und durch ausgewählte und besondere Objekte in Tischvitrinen ausgestellt, wie zum Beispiel der handgeschriebene Brief des 19 Jahre alten Schmul Doderer vom 15. November 1807 an seine Eltern in Niederzissen. Auf Deutsch in hebräischen Buchstaben erzählt er vom harten Leben in einem Napoleonischen Militärlager. Das faszinierende Konzept und die ausströmende Atmosphäre begeisterte nicht nur die Niederzissener Besucher, sondern alle Gäste, die den Raum betraten. In den dort ausliegenden Informationsblättern heißt es: „Die Niederzissener Genisa ist eine der bedeutendsten bisher entdecktem Genisot in Deutschland. Die geborgenen Funde geben vielfältigene Einblicke in das Leben der jüdischen Gemeinde in Niederzissen sowie in die Geschichte und Kultur der Region und darüber hinaus.“
Die „Ehemalige Synagoge Niederzissen“, ist nun neben dem Kolumba und dem MiQua, dem Archäologischen Quartier Köln, der 3. Partner der Ausstellung. Das ist sehr bemerkenswert. Es zeigt die große Bedeutung dieses einmaligen Fundes und adelt das Wirken des Kultur- und Heimatvereins Niederzissen und des Fördervereins zur Bewahrung des jüdischen Erbes Niederzissens und dessen zeigemäße Präsentation im jüdischen Museum, durch die Digitalisierung und Internetpräsentation. Zudem würdigt dies aber auch das Engagement der Gemeinde, die durch den Ankauf und die Renovierung als Eigentümerin der ehem. Synagoge die Grundlage für die heutige Nutzung des Hauses geschaffen hat.
Der Vorsitzende des Niederzissener Kultur- und Heimatvereins Richard Keuler rühmt die gute Zusammenarbeit mit den Kölner „Museumskollegen“ im Vorfeld der Ausstellung, der Sichtung und Auswahl der Objekte, des Transports nach Köln und der geschlossenen Leihvereinbarung, die auf Augenhöhe erfolgte. Er empfiehlt, diese Ausstellung zu besuchen, einmal wegen des Themas, der Ausstellungskonzeption und des beachtlichen Beitrages aus Niederzissen im Zentrum der Ausstellung, aber auch wegen des imposanten Museumsgebäudes selbst, das über der Kapelle Madonna in den Trümmern und den Ruinen der im 2. Weltkrieg zerstörten Kolumbakirche gebaut ist. Die Öffnungszeiten sind: Mittwoch bis Montag 12 – 17 Uhr, Dienstag geschlossen. Mehr zur Ausstellung und zu den Öffnungszeiten ist unter www.kolumba.de zu erfahren.