OBERDÜRENBACH. „Es ist der helle Wahnsinn, was hier in kurzer Zeit entstanden ist. Das zeugt von großem Zusammenhalt, der in unserer Gemeinde dafür sorgt, das vieles gut funktioniert“, war Oberdürenbachs Ortsbürgermeisterin Judith Müller sprichwörtlich von den Socken, als sie bei der Einsegnung des erweiterten und angepassten Feuerwehrgerätehauses durch Pfarrer Markus Arndt ihr Grußwort sprach. Ebenso angetan war ihre Vorgängerin Lisa Dahr, als sie kurz auf die Entstehungsgeschichte einging und von „einer wunderbaren Sache und einem gelungenen Gemeinschaftswerk“ sprach.
Auch VG-Bürgermeister Johannes Bell war des Lobes voll angesichts des enormen Einsatzes der örtlichen Wehrleute beim Abriss und Rückbau des alten Gebäudes, bei der Gestaltung der Außenanlagen und den Umbauarbeiten. „680 unentgeltlich geleistete Stunden können sich sehen lassen.“ Besonders hob er den Einsatz von Lukas Kelter hervor bei den Arbeiten im Bereich Heizung, Lüftung und Sanitär und das außergewöhnliche Engagement von Hans-Werner Weis. „Ohne ihn wäre der Zeit- und Kostenrahmen nicht einhaltbar gewesen. Als verlängerter Arm der Verwaltung hat er hier sein Meisterstück vollbracht. Das Projekt war ihm und seinen Mitstreitern wahrhaft eine Herzensangelegenheit.“
Brand- und Katastrophen-Schutzinspekteur Frank Linnarz erlebte gemäß seiner Aussage erstmals, dass ein Gebäude und ein Fahrzeug gleichzeitig in Dienst gestellt wurden. „Darauf können Sie sehr stolz sein und dieses Ereignis gebührend feiern.“ Wehrleiter Markus Meid ging als oberster Aktiver in der Verbandsgemeinde Brohltal auf die gestiegenen Anforderungen der Wehren ein und die damit einhergehenden Anpassungen an die Ausrüstung. „Wir brauchen mehr Kapazitäten und höhere Standards. Daher satteln wir fast immer drauf, wenn Anschaffungen von Fahrzeugen anstehen. So auch beim neuen Rüstwagen für Niederzissen, beim Rettungsboot für den Einsatz am Laacher See und nicht zuletzt beim TSF-W Allrad für Oberdürenbach.“
Insgesamt wurden in den zurückliegenden drei Jahren im Brohltal mehr als 1,6 Mio. Euro in Fahrzeuge investiert, wie der VG-Chef berichtete. Ab 2026 sind weitere Kosten von 2,2 Mio. Euro angesetzt für eine Drehleiter (Niederzissen), ein Tanköschfahrzeug (Burgbrohl) und ein HLF 10 (Kempenich). Im Regen stehen gelassen fühlt sich Bell vom Land. „Statt der immer wieder propagierten Drittel-Förderung liegt die Zuschuss-Quote beim Gerätehaus Oberdürenbach bei 18 Prozent, bei den Fahrzeugen ebenfalls unter 20 Prozent. Auch die künftige Pauschalregelung, nach der wir pro Jahr 112.000 Euro erhalten, ist in Anbetracht der anstehenden Kosten nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Wehrführer Sebastian Krupp, eigentlich eher ein Mann der Tat als der von Worten, nutzte das Ereignis zu einer längeren Ansprache. „Es ist heute ein ganz besonderer Tag für die Freiwillige Feuerwehr Oberdürenbach. Es ist weit mehr als die feierliche Übergabe eines Fahrzeuges und eines Gebäudes, es ist ein Zeichen für Zusammenhalt, Fortschritt und gelebte Gemeinschaft. Wir setzen eine positive Entwicklung fort und sind mit 19 Aktiven nunmehr bestens gerüstet für die Herausforderungen der Zukunft.“ In seinen Dank schloss er auch den unter dem Dach der Feuerwehr existierenden Tambourzug ein, der als Förderverein fungiert und für die Einrichtung der neuen Räumlichkeiten 10.000 Euro zur Verfügung gestellt hatte.
Ehrung, Beförderung und Verabschiedung
Der Anlass hätte nicht passender sein können: Zur Einsegnung des modernisierten Feuerwehr-Gerätehauses und des neuen Fahrzeuges konnte VG-Bürgermeister Johannes Bell eine Reihe von Urkunden überreichen. Neu in die Feuerwehr aufgenommen wurde Marius Weidenbach. Zum Oberfeuerwehrmann wurden Christian Kuth und Niklas Basche befördert, zum Hauptfeuerwehrmann Luca Millard und zu Löschmeistern Jonas de Jong und Alexander Krupp. Lukas Keller und Michael Börder erhielten für 15 Jahre Aktivität das Bronzene Ehrenzeichen des Landes, Sebastian Krupp das in Silber für 25 Jahre. In die Altersabteilung verabschiedet wurden Adalbert Krupp und Wolfgang Schick. Beide traten mit 16 Jahren in den Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Oberdürenbach und wurden im Laufe ihres fast 50-jährigen Engagements mit den Ehrenzeichen des Landes in Bronze, Silber und Gold ausgezeichnet.
Das neue Feuerwehr-Gerätehaus
Brandbekämpfung gab es in der Oberdürenbach schon vor 1958. Der Schulchronik ist zu entnehmen, dass beim Schulneubau 1886/87 auch ein Spritzenhaus errichtet wurde. Aus der Pflichtfeuerwehr wurde dann 1958 die Freiwillige Feuerwehr. Einzigartig dürfte sein, dass 1960 unter dem Dach der Feuerwehr ein Tambourcorps entstand, das bis heute kulturelle und gesellige Veranstaltungen in der Gemeinde mitgestaltet. Groß war bisher das Engagement der Feuerwehr als Bauherr. In Eigenleistung hat sie sich mehrmals ein neues Domizil geschaffen. Mitte der 1990er Jahre fand sie eine neue Bleibe in einem Gebäude, in dem auch noch Platz war für eine Gerätehalle, die von der Gemeinde genutzt wird. Wie es zur Erweiterung und Modernisierung des Domizils der Floriansjünger kam, wusste Ex-Ortsbürgermeisterin Lisa Dahr zu berichten. „Für das neue und größere Fahrzeug war nicht genug Platz vorhanden, sodass eine Erweiterung unumgänglich war.“ Begonnen wurde mit den Bauarbeiten im Februar 2024. Bereits im Dezember konnte das neue Fahrzeug dort untergestellt werden. Die Anpassung an moderne Standards und gestiegene Anforderungen konnte im Juli abgeschlossen werden. „Das war im wahrsten Sinne des Wortes eine Punktlandung“, betonte Johannes Bell. „Und das sowohl in zeitlicher wie in finanzieller Hinsicht. Mit Gesamtkosten von 575.000 Euro wurde der Haushaltsansatz erreicht. Der Landeszuschuss liegt bei 106.333 Euro und beträgt damit nur 18 Prozent.“
Text und Fotos: Hans-Josef Schneider (HJS)