Brohltal. Eltern müssen ab dem 1.1.2026 mit Mehrkosten von bis zu 180 Euro pro Jahr für das Betreuungsangebot an den Grundschulen und der Realschule plus in der Verbandsgemeinde Brohltal rechnen.
Dies hat die Mehrheit des Verbandsgemeinderats in ihrer jüngsten Sitzung in der vergangenen Woche beschlossen.
Hintergrund ist, dass die Personalkosten für das Betreuungsangebot die bisherigen Elternbeiträge seit Längerem deutlich übersteigen und dadurch ein erhebliches Defizit im Haushalt der Verbandsgemeinde entstanden ist.
Seit 2016 sind alle Betreuungskräfte nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) eingruppiert. Damit gehen sowohl regelmäßige Stufensteigerungen als auch jährliche Tariferhöhungen einher, was die Personalkosten kontinuierlich ansteigen lässt. Inzwischen liegt der durchschnittliche Stundenlohn der Betreuungskräfte – abhängig von der Beschäftigungszugehörigkeit – bei rund 17,50 Euro.
Parallel dazu ist die Zahl der betreuten Kinder gewachsen. Um die Qualität des Angebots aufrechterhalten zu können, musste die Verbandsgemeinde die Zahl der Beschäftigten erhöhen. Derzeit sind an den Schulen der Verbandsgemeinde Brohltal 30 Betreuungskräfte eingesetzt, darunter sieben Lehramtsstudenten, die das Angebot in unterschiedlichem Umfang unterstützen.
Die Elternbeiträge wurden zuletzt zum Schuljahr 2022/2023 angepasst. Angesichts der seither deutlich gestiegenen Personalkosten sieht die Verbandsgemeinde die nun beschlossene Beitragserhöhung als notwendigen Schritt, um das Defizit zu begrenzen und das Betreuungsangebot langfristig zu sichern.
Kosten steigen bis zu über 26 %
Die erste Betreuungsstunde pro Tag kostet für Grundschülerinnen und Grundschüler derzeit 13 €, unabhängig davon, an wie vielen Tagen im Monat das Angebot genutzt wird. Ab dem Jahr 2026 wird dieser Betrag auf 16 € erhöht. Jede weitere Betreuungsstunde kostet ab 2026 dann 19 € statt bisher 15 €.
Für das Betreuungsangebot an der Realschule plus wird derzeit ein Monatsbeitrag von 15 € je Betreuungsstunde erhoben. Ab 2026 erhöht sich dieser Betrag auf 19 € pro Betreuungsstunde.
Für das Betreuungsangebot an der Realschule plus wird derzeit ein Monatsbeitrag von 15 € je Betreuungsstunde erhoben, auch hier unabhängig davon, an wie vielen Tagen im Monat das Angebot genutzt wird. Ab 2026 erhöht sich dieser Betrag auf 19 € je Betreuungsstunde.
Die bisherige Ermäßigung für Geschwisterkinder von bisher 2,50 € wird auf 4,- € erhöht.
SPD Brohltal ist gegen die Erhöhung und fordert kostenfreie Ganztagsschulen in Angebotsform und zeitgemäßes Bildungsangebot
Die SPD-Fraktion in der Verbandsgemeinde Brohltal hat der Erhöhung der Beiträge für die Betreuende Grundschule nicht zugestimmt. Nach Auffassung der Sozialdemokraten muss Bildung unabhängig vom Einkommen der Eltern zugänglich sein – derzeit gibt es jedoch an den Schulen in Trägerschaft der Verbandsgemeinde kein kostenfreies Nachmittagsangebot.
Die Betreuende Grundschule, die aktuell an allen Schulen im Brohltal angeboten wird, erfüllt zwar den Rechtsanspruch auf Nachmittagsbetreuung, verursacht jedoch hohe Kosten für Eltern und Steuerzahler. Durch die nun beschlossene Erhöhung zahlen Eltern für die Betreuung eines Kindes von Montag bis Donnerstag bis jeweils 16 Uhr rund 800 Euro pro Jahr zuzüglich Mittagessen. Bei mehreren Kindern vervielfachen sich diese Belastungen. Gleichzeitig arbeitet die Betreuende Grundschule trotz steigender Gebühren weiterhin nicht kostendeckend, die Defizite werden über Steuermittel der Verbandsgemeinde ausgeglichen – weitere Beitragserhöhungen in den kommenden Jahren sind daher nicht ausgeschlossen.
Die SPD verweist darauf, dass sich die Lebenswirklichkeit vieler Familien grundlegend verändert habe. Eine verlässliche und bezahlbare Betreuung sei eine zentrale Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie für einen guten Übergang von der Kita in die Schule. Auch das Ganztagsförderungsgesetz mache deutlich, dass Kommunen moderne Betreuungsstrukturen schaffen müssten.
Als Lösung fordert die Fraktion die zeitnahe Einrichtung von Ganztagsschulen in Angebotsform im Brohltal. Diese Schulform sei qualitativ hochwertiger, werde – im Gegensatz zur Betreuenden Grundschule – vollständig durch das Land finanziert und sei für Familien damit kostenfrei. So werde die Ganztagsförderung allen Kindern zugänglich gemacht und echte Teilhabe ermöglicht – insbesondere für diejenigen, deren Eltern sich die stetig steigenden Betreuungskosten nicht leisten können oder wollen.
Zugleich würde die Umstellung nach Einschätzung der SPD den Haushalt der Verbandsgemeinde entlasten, da die bisher notwendigen Zuschüsse zur Betreuenden Grundschule entfallen könnten. Das Brohltal gehört zu den letzten Gebietskörperschaften der Region, die bisher noch keine Ganztagsschule in Angebotsform eingeführt haben.
Die SPD-Fraktion begrüßt daher ausdrücklich, dass Verwaltung, Schulen und Politik nun Gespräche über mögliche Standorte und pädagogische Konzepte für Ganztagsschulen aufnehmen.
Fraktionssprecher Andreas Schmitt erklärt dazu:
„Wir wollen ein zeitgemäßes, gerechtes und für alle Kinder erreichbares Bildungsangebot im Brohltal. Höhere Gebühren verschärfen soziale Ungleichheit und treffen gerade jene Familien, die Unterstützung am meisten benötigen. Die Einführung von Ganztagsschulen in Angebotsform entlastet Familien finanziell, stärkt Chancengleichheit und entlastet zugleich den Haushalt der Verbandsgemeinde. Wir freuen uns daher, dass wir uns in 2026 gemeinsam mit Verwaltung, Schulen und Politik auf den Weg machen, hier besser zu werden.“
