Kempenich. Es gibt sie in jeder Stadt, in jedem Dorf, in jeder Straße: Hausnummern. Die weltweit bekanntesten Nummern dürften der Sitz des Britischen Premierministers in der Downing Street 10 und die Nummer, die napoleonische Soldaten einst am Haus eine Kölner Unternehmers mit Kreide angebracht haben: 4711. Und Deutschlands bekanntestes Bauwerk steht Am Domhof 4: der Kölner Dom.
Gibt es aber auch eine Hausnummer 0? Mit Herzblut von den Bläck Fööss besungen steht „en steinahl Schull en d’r Kayjass Nummero Null“. Doch das ist Fiktion. Auf der Suche nach der 0 wird der geneigte Rechercheur lediglich im niedersächsischen Heidhörn fündig. Dort gibt es die Adresse Wilhelm-Wisser-Straße 0. Ein gefundenes Fressen für Hobbyfotografen und Touristen, denn, sich der Rarität bewusst, haben die Eigentümer ihre Adresse „schön groß“ auf einem Schild platziert. Damit auch jeder Passant sie sieht.
„Das können wir auch“, dachte sich Kempenichs Bürgermeister Dominik Schmitz. Denn, auch in der Eifel gibt es die Rarität – der Bahnhof des Vulkan-Express im Kempenicher Ortsteil Engeln hat tatsächlich die Postadresse Brenker Straße 0. „Es wäre doch eine nicht genutzte Chance, wenn wir das den Wanderern, Touristen und Fahrgästen am Engelner Bahnhof vorenthalten würden“, ergriff Schmitz die Initiative, und ließ ein passendes Schild anfertigen: „Brenker Straße 0“. Dies auch in der Überzeugung, dass das neue Schild am Bahnhof ein Hingucker wird und in den sozialen Medien seinen Beitrag zur Tourismusförderung im Brohltal leistet. „Andere rasseln mit dem Schlüssel, wir haben ein blaues Schild“, schmunzelt Schmitz, der den neuen Werbeträger gemeinsam mit dem Engelner Ortsvorsteher Mathias Koslowski, Ortsbeirat Thomas Wolff sowie Andreas Walz als Pächter der Gastronomie im Bahnhof Engeln präsentierte.
Dass die Hausnummer 0 eher eine Verlegenheitslösung von Verwaltungen ist, wenn nichts anderes möglich ist, ist ein Fakt. Eine Rarität bleibt sie dennoch. Und so will auch die Dokumentationsstätte Regierungsbunker in Ahrweiler dieses Hingucker-Potenzial ausschöpfen und dem Kempenicher Beispiel folgen, wie deren Leiterin Heike Hollunder bestätigte. Denn das Bunkermuseum hat die Adresse Am Silberberg 0. Nur eine passende Beschilderung gibt es bislang noch nicht. Eine Nullnummer für die Tourismuswerbung wird es bestimmt nicht. GS