Oberzissen. Mit durchgeschwitztem Hemd, das mit den bunten Quadraten, eins seiner Markenzeichen, mit zerzausten Haaren sitzt er am Samstagabend am Tisch auf dem seine Frau Eri liebevoll den sogenannten Merch, also CD’s, Bücher, T-Shirts und sogar echte LP’s aufgebaut hat und signiert nicht nur geduldig, sondern mit sichtlicher Freude Bücher, Tickets und sonstige Fanartikel. Für jeden Fan hat er ein offenes Ohr, nimmt sich die Zeit für Selfies lächelt dabei unentwegt- kaum zu glauben, dass Purple, wie ihn hier alle nennen, eben noch eine 2 – Stunden Show abgeliefert und die Brohltalhalle von einer Sporthalle in eine Traumwelt verwandelt hat.
Sein zweites Konzert seiner Jubiläumstour, beachtliche 50 Jahre auf der Bühne, war gleichzeitig auch Premiere für die neu angeschaffte Bühne, die, mit reichlich Lichttechnik und Moltonvorhängen bestückt, bei dem Team von Purple Schulz einen „amtlichen“ Eindruck machte. Musikalisch überraschte der Altmeister der kleinen Seen mit einem ganz besonderen Instrument, das er scherzhaft als „teure Katze im Sack“ bezeichnet- einer Harpejji. Zugegeben, auf den ersten Blick meint man, man hätte es mit einem Elektrogrill zu tun, aber es ist tatsächlich ein Saiteninstrument mit enormer Klangfülle bei dem die Töne durch Finger-Tapping erzeugt werden. Eine Technik, die man sich selber beibringen muß, da es dieses Instrument noch nicht lange genug gibt um entsprechende Lehrer dafür zu finden. Und Purple hat das gut gemacht. Viele seiner alten Songs hat er so neu arrangieren und noch ausdrucksstärker machen können als sie früher schon waren.
Gänsehaut, die sich durch T-Shirts bohrt, gab es bei dem Klassiker „Sehnsucht“, das Lied mit dem Schrei. Begleitet von einem brillanten Gitarristen Markus Wienstroer, ein Ruhepol auf der Bühne, steht Purple im kalten Scheinwerferkegel des Theaterstrahlers und schreit die ganze Verzweiflung einer Generation aus sich heraus, bis absolute Dunkelheit die Szene beendet.
Von nachdenklich bis humoristisch, der tatsächlich frisch gebackene Urgroßvater nimmt jeden aus dem Publikum mit auf die Gefühlsreise seiner neuen und neuen alten Songs, lädt zum Mitsingen ein und schafft es sogar Physikstudenten ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern, das nur durch die Ohren an der Kreis-Bildung gehindert wird.
Die wochenlange Arbeit zur Organisation und Vorbereitung des Vereins- und Kulturausschusses hatte sich voll bezahlt gemacht- alle Beteiligten, Zuschauer, Künstler und Team waren hochzufrieden einen solchen Künstler erleben zu dürfen und man war sich einig, dass die Besucher auf den leeren Plätzen selber schuld waren etwas ganz besonderes verpasst zu haben. Eine Fortsetzung bzw. Wiederholung ist nicht ausgeschlossen.
