Kempenich. In der Enggasse existieren heute nur noch 5 Häuser von ursprünglich 13 Häusern vor 1970. Kreissparkasse und Volksbank haben sich zwischenzeitlich neue Standorte in der Dorfmitte gesucht, sodass etliche Häuser abgerissen wurden. Darunter auch die ehemalige Wohnstätte von einigen Originalen – nur einer wohnt noch in der Straße. Schneidermeister Ernst Doll fiel auch in diese Kategorie. Er machte seine Arbeit am offenen Fenster und sprach mit jedem, der vorbeigehen wollte. Oft auch laut und ausfallend. Sein Nachbar Jakob Schmitz erhielt den Namen „Hänneköbes“, weil er dem damaligen Pastor einen Hahn entwendet hatte. Im Nachbarhaus Porz wohnten die Söhne von August, Rudi und Erich. Sie wurden bekannt als „Rüüdche der Dorfpoet“ und „Eeche das Rechengenie“. Humor, Schlagfertigkeit, Intelligenz oder Kempenicher Karnevalsgericht, dies sind nur einige der Attribute, die mit den Namen der Brüder Erich und Rudolf Porz verbunden sind.
Erich, der jüngere der zwei Brüder, kannte sich in vielen Sprachen aus, Zahlen und Mathematik waren seine Welt. Er arbeitete bei der Firma Wilms im Sägewerk als Buchhalter. Als eines Tages ein schnittiger Wagen am Bürohaus an der Hannebacher Straße vorbeifuhr, wollte sein Chef, Karl Wilms, von ihm wissen: „Erich, was ist das für ein Auto?“. Erich Porz, der mit so banalen Dingen wie Automarken, PS oder gar Hubraum nichts zu tun hatte, antwortete schlagfertig: „Eh schwazzet“.
„Et Rüüdche“ war mehr der poetischen Art zugetan. Dabei waren es oft konkrete Situationen dörflichen Geschehens, die durch die Kraft seiner Worte das Gemüt seiner Mitmenschen bewegte. Mochten es nun freudige oder traurige Anlässe sein. Gleichgültig, welche Schilderungen Rudi Porz in seine Reimkunst kleidete, sie waren stets geprägt von eigener Note, geformt aus guter Beobachtung und tiefer Einfühlung.