Brohltal / Kreis Ahrweiler. Die Energiekrise hat sich in Deutschland als Folge des Angriffskriegs gegen die Ukraine zu einem großen Problem für Privathaushalte, Unternehmen und Kommunen entwickelt. Steigende Kosten im Energiesektor sorgen seit Wochen für Diskussionen um Hilfen, Förderungen und Maßnahmen zur Bewältigung der Krise.
Mit dem Thema haben sich die Ortsbürgermeister*innen des Brohltals, die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses der Verbandsgemeinde Brohltal sowie verschiedene Räte in den Ortsgemeinden in ihren letzten Sitzungen eingehend befasst. Fachbereichsleiter Rainer Dommermuth hatte eine anschauliche Präsentation über die rechtlichen Vorgaben und Einsparungsmöglichkeiten an kommunalen Gebäuden bzw. Anlagen zusammengestellt.
„Maßnahmen zur Reduzierung von Energiekosten und zum Umweltschutz stehen bei den Kommunen im Brohltal schon seit Jahren ganz oben auf der Agenda. Die Verbandsgemeinde und die Ortsgemeinden haben bereits viele Projekte zur Energieeinsparung und zur Erzeugung von regenerativen Energien auf den Weg gebracht und realisiert“, resümiert Bürgermeister Johannes Bell.
Zugleich betonte er, dass sich die Verbandsgemeinde und die Ortsgemeinden nun nicht auf ihren Erfolgen ausruhen dürfen, sondern gemeinsam weitere Energieeinsparmaßnahmen in den kommunalen Gebäuden und Anlagen umsetzen und damit einen Beitrag zur Erfüllung der geforderten Einsparquote leisten. „Eine Arbeitsgruppe Energiekrise ist im Rathaus gegründet worden und die Klimaschutzmanagerin Adrienne Gäb hat ihre Arbeit Anfang September im Rathaus Niederzissen aufgenommen“, so Bürgermeister Johannes Bell. Er vermerkt, dass auch die Neuausweisung von Bau- und Gewerbegebieten zukunftsgerecht und nachhaltig entwickelt werden müssen.
Hier ein Überblick der bereits durchgeführten Maßnahmen zur Energieeinsparung und zur Erzeugung von regenerativer Energie in der Verbandsgemeinde Brohltal:
Bei der Straßenbeleuchtung wurden in den letzten acht Jahren die Leuchtmittel nach und nach auf LED-Technik umgerüstet. Damit konnte die eingesetzte Energiemenge aller 17 Ortsgemeinden im Brohltal auf ein Drittel im Vergleich zum Ausgangsjahr 2014 gesenkt und damit zwei Drittel des Strombezugs eingespart werden. Bei einzelnen Ortsgemeinden beträgt die Einsparung sogar bis zu 75 Prozent.
Die Energetischen Sanierungen der Schulen laufen seit vielen Jahren erfolgreich. So wurden die Realschule plus in Niederzissen, die Grundschulen in Burgbrohl, Niederdürenbach und Schalkenbach mit großen Investitionen der Verbandsgemeinde Brohltal als Schulträger energetisch saniert. In der Jägersberghalle Schalkenbach und in der Königsseehalle in Oberdürenbach erfolgte eine Erneuerung der technischen Gebäudeausstattung.
Die Energiequellen zur Beheizung von öffentlichen Gebäuden im Brohltal, wie beispielsweise die Realschule plus in Niederzissen, die Grundschulen in Burgbrohl, Kempenich, Schalkenbach und Weibern sowie das Bürgerhaus in Königsfeld, die Alte Schule in Niederzissen und die Kindertagesstätte in Glees konnten frühzeitig auf umweltfreundliche Pellets umgestellt werden.
„Wir sind als Verbandsgemeinde Brohltal bereits im Jahr 2011 für den aktiven Klimaschutz mit dem rheinland-pfälzischen Umweltpreis für die Energetische Sanierung der Realschule plus ausgezeichnet worden. Damit wurde das große Engagement für den Umweltschutz, welches bei den umfangreichen Sanierungsarbeiten stets einen hohen Stellenwert besaß, schon damals gewürdigt. Mit den Maßnahmen konnte der Energiebedarf des Gebäudes um 95 Prozent reduziert und die CO² Emissionen sogar um 97 Prozent vermindert werden“, berichtet Bürgermeister Johannes Bell stolz.
Weitere Energieeinsparmaßnahmen sind der Einbau von Wärmepumpen in dem Erweiterungsbau der Realschule plus und in der Wassenacher Klieburghalle.
Für die Beheizung der Leyberghalle und des Feuerwehrgerätehauses in Kempenich steht ein Nahwärmeverbund mit der Energiequelle Pellets zur Verfügung.
Im Rathaus der Verbandsgemeinde Brohltal in Niederzissen ist ein Blockheizkraftwerk im Einsatz.
Auch im Freizeitbad Brohltal hat man im zuständigen Zweckverband schon seit vielen Jahren Entscheidungen zur Energieeinsparung getroffen und Projekte umgesetzt. So wird die Wassertemperatur durch thermische Kollektoren mit aufgeheizt und die Umwälzpumpen wurden mit energiesparenden Anlagen gekoppelt.
Bei der Gewinnung von regenerativen Energien ist das Brohltal seit über zwei Jahrzehnten erfolgreich unterwegs. So produzieren im ausgewiesenen Windpark Weibern – Rieden insgesamt 14 Windräder grünen Strom.
Die Verbandsgemeinde Brohltal und die Ortsgemeinden beteiligen sich seit Jahren auch selbst an der umweltfreundlichen Energieerzeugung mit Photovoltaik (PV). So konnten die Dachflächen der Realschule plus, des Sportzentrums Brohltal, des Bahnhofs Engeln und der Grundschule Niederdürenbach zur Erzeugung von Solarstrom verpachtet werden. Auf dem Dach des Rathauses in Niederzissen ist eine von Mitarbeitern finanzierte Solaranlage (Mitarbeitermodell) entstanden. Die Ortsgemeinden Dedenbach (Eifelgoldhalle) und Königsfeld (Bürgerhaus) betreiben eigene Solaranlagen, die Dachflächen auf der Bausenberghalle sind für den Bau einer Anlage verpachtet worden. In Wassenach sind PV-Anlagen auf den Dächern der Klieburghalle, der Grundschule und des Sporthauses ebenfalls von der Ortsgemeinde installiert worden. Erst kürzlich hat die Ortsgemeinde Burgbrohl auf dem Dach der neuen Kindertagesstätte in Oberlützingen eine PV – Anlage in Betrieb genommen, die durch zusätzliche Reflektoren auch Wärme zum Beheizen der Räume liefert.
Vier weitere Photovoltaikanlagen auf kommunalen Gebäuden und eine Anlage auf der Freifläche im Freizeitbad Brohltal sind geplant.
Eine Freiflächenphotovoltaik-Anlage an der Zufahrtstraße zum Industriegebiet Brohltal Ost / A 61 wurde vom Zweckverband Gewerbegebiet Brohltal-Ost zur Gewinnung von grünem Strom vermarktet.
„Die Energiekrise wird uns noch eine längere Zeit beschäftigen. Deshalb werden wir mit allen möglichen technischen Maßnahmen weitere Einsparungen im Bereich des Energieverbrauchs erzielen“, fasst der Verwaltungschef Johannes Bell zusammen.
Kreisverwaltung Ahrweiler reduziert Energieverbrauch
Durch den Ukraine-Krieg und der damit verbundenen Drosselung der Gaslieferungen durch Russland ist die Bedeutung, Energie einzusparen, so hoch wie nie zuvor. Die Bundesregierung hat eine Reihe von Energiesparmaßnahmen beschlossen, die kurz- beziehungsweise mittelfristig zur Sicherung der Energieversorgung beitragen sollen. Diese betreffen sowohl die Wirtschaft, als auch öffentliche Einrichtungen und private Haushalte.
Ein erstes Maßnahmenbündel ist bereits zum 1. September in Kraft getreten. Dazu gehört unter anderem die Absenkung der Höchsttemperatur auf 19 Grad Celsius in öffentlichen Gebäuden, der Verzicht auf das dauerhafte Offenhalten von Ladentüren in beheizten Geschäftsräumen des Einzelhandels, eine Nutzungseinschränkung beleuchteter Werbeanlage und die Verpflichtung für Gas- und Wärmelieferanten, ihren Kunden mehr und detailliertere Informationen über die Auswirkungen der aktuellen und möglichen zukünftigen Energiepreissteigerungen und über private Energiesparmaßnahmen frühzeitig zur Verfügung zu stellen.
Zudem greifen ab dem 1. Oktober weitere Maßnahmen, die den Energieverbrauch mittelfristig senken sollen. Dazu zählt unter anderem die Pflicht zur jährlichen Heizungsprüfung für Gebäude mit Gasheizungen, die Pflicht zum hydraulischen Abgleich für große Gebäude mit zentraler Wärmeversorgung durch Erdgas, Energieeffizienzmaßnahmen für Unternehmen mit einem Energieverbrauch ab 10 Gigawattstunden pro Jahr sowie die Pflicht zum Austausch ineffizienter, ungesteuerter Heizungspumpen in Gebäuden mit Erdgasheizung.
Auch die Kreisverwaltung Ahrweiler nutzt bereits Einsparpotentiale und setzt dabei vor allem auf das effektive Einsparen von Energie in allen kreiseigenen Gebäuden. So wird in der Kreisverwaltung die maximal zulässige Raumtemperatur auf maximal 19 Grad Celsius beschränkt. Durch einfache, aber effektive Maßnahmen tragen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu bei, Energie einzusparen.
Um für die kommenden Wintermonate vorbereitet zu sein, hat Landrätin Cornelia Weigand zudem die Arbeitsgruppe „Energie“ eingerichtet. Diese hat in einem ersten Schritt die potentiellen einsparenden Maßnahmen vorbereitet, die nun umgesetzt werden. Darüber hinaus nimmt die Arbeitsgruppe mögliche Notallszenarien in den Blick und steht im engen Austausch mit den regionalen Energieversorgern und den Kommunen.