Niederzissen / Nürburgring. Am 25. und 26.Mai 1985 traten 17 Bands, darunter U2, Foreigner, Joe Cocker oder Chris de Burgh, am Nürburgring auf: Rock am Ring war geboren. Dieses Jahr feiert das Festival sein 40. Jubiläum – so wie auch die Ehrenamtlichen Klaus Schneider und Herbert Reuter vom DRK-Ortsverein (OV) Niederzissen: Sie sind seit der ersten Stunde bei Rock am Ring im Einsatz und gewährleisten die sanitätsdienstliche Versorgung.
Die Augen von Herbert Reuter (64) und Klaus Schneider (56) strahlen, als sie von den Anfängen und ihrem ersten Sanitätsdienst bei Rock am Ring vor 40 Jahren berichten. Beide konnten sich 1985 nichts unter einem Festival vorstellen, den Nürburgring verbanden sie ausschließlich mit Motorsport. Ohne jegliche Erwartungen fuhren sie zu ihrem Einsatz und ahnten nicht, dass dieser das Leben von einem von ihnen von Grund auf verändern sollte. Doch dazu später mehr.
Das sanitätsdienstliche Equipment war damals schnell gepackt. Eine einzige Kiste mit Verbandsmaterial, Beatmungsbeuteln, Blutdruckmessgeräten, zehn Tragen, drei Infusionsständern und vielen Decken wurden auf das Festivalgelände transportiert. Dazu hatte jeder eine kleine Verbandtasche aus Leder zum Umhängen dabei. Heute unvorstellbar, die Zeiten haben sich vollends geändert: Die Freiwilligen benötigen viel mehr Kisten und Material. Statt mit Ledertäschchen rücken sie mit einem großen Rucksack samt viel Material zum Einsatz aus. „Mittlerweile haben wir so hochmodernes Sanitätsmaterial und technisches Equipment am Start, das es 1985 noch nicht mal in der Adenauer Klinik gab“, sagt Herbert Reuter.
Vor 40 Jahren sei Rock am Ring nicht so organisiert gewesen, wie es heute ist. Die Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes konnten den Künstlerinnen und Künstlern ganz nahe sein. Sie durften den Backstagebereich betreten und hatten Zeit für persönliche Gespräche mit den Bands. Eine Kameradin bekam sogar ein Autogramm von Chris de Burgh. Für Klaus Schneider, damals 16 Jahre alt, ein unvergessenes Erlebnis: „Ich kam aus einem beschaulichen Dorf und stand plötzlich inmitten von Rocklegenden sowie feiernden Menschenmassen. Das war eine völlig neue Welt für mich und sehr beeindruckend.“ Auch die Einsätze waren anders als zuvor: Das Wetter war 1985 super, Sonnencreme gab es auf dem Gelände nicht zu kaufen und so mussten sie viel Sonnenbrand und auch Brandbasen verarzten. Hinzu kamen durch Flaschenwürfe verursachte Platzwunden. Unvergessen ist auch Rock am Ring 1987: es regnete in Strömen, der Boden war matschig und manche Patientinnen und Patienten mussten mit Wasser abgespritzt werden, um überhaupt behandelt werden zu können.
Klaus Schneider und Herbert Reuter waren bei allen Rock am Ring Veranstaltungen am Nürburgring im Einsatz. Sie haben in den vergangenen 40 Jahren viel erlebt. Damals wie auch heute spüren die DRK-Helfenden sehr viel Wertschätzung als auch Dankbarkeit für ihr Tun. Noch heute erinnern sie sich an eine junge Frau, die sie Mitte der 90er-Jahre sanitätsdienstlich versorgten und die jedes Jahr aufs Neue die Unfallhilfsstelle des OV Niederzissen besuchte und den Ehrenamtlichen dankte.
In den ersten Jahren waren die beiden DRK-Jubilare rund um die Uhr am Nürburgring vor Ort. In den Garagen der Boxengasse waren kleine Feldbetten aufgestellt. An Schlaf war aber nicht zu denken: entweder dröhnten die Bässe der Bands und ließen die Metalltüren beben oder aber die Müllwagen sowie Kehrmaschinen drehten ihre Runden und machten Krach. „Früher habe ich das echt gut weggesteckt, doch heute könnte ich das nicht mehr. Ich bin 40 Jahre älter und froh, wenn ich zwischen den Einsätzen meine müden Knochen in meinem eigenen Bett ein wenig ausruhen kann!“, berichtet Herbert Reuter, der inzwischen wie die ganze Sanitätsgruppe vom DRK-OV Niederzissen bei Rock am Ring jede Nacht nach Hause fährt.
Die Freiwilligen haben beruflich nichts mit medizinischen Themen oder Erste-Hilfe zu tun. Klaus Schneider ist Gartenbaudiplomingenieur, Herbert Reuter Raumausstattermeister. Beide haben ihr Wissen beim Roten Kreuz erlernt, bilden sich ständig fort und wollen noch lange den Festivalbesuchenden helfen. Rock am Ring ohne sie? Für die Jubilare unvorstellbar – auch wenn sie inzwischen einige Bands nicht mehr kennen und das gerne ihren jüngeren Kameradinnen und Kameraden überlassen. Gerade die nächste Generation macht die Einsätze bei Rock am Ring so besonders: „Jung und Alt arbeiten hier Hand in Hand. Auch unserer ehemalige Bereitschaftsleiter Alfred Meid war 1985 dabei und lässt es sich mit 77 Jahren nicht nehmen, auch 2025 noch eine Schicht zu übernehmen. Wir Älteren können unser Wissen weitergeben und die Jüngeren profitieren von unseren Erfahrungen“, sagt Herbert Reuter.
Insgesamt werden dieses Jahr rund 1.000 DRK-Ehrenamtliche beim Jubiläumsfestival im Einsatz sein. Neben den neun OVs Adenau, Bad Breisig, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Grafschaft, Niederzissen, Remagen, Sinzig, Wehr und Weibern des DRK-Kreisverbands Ahrweiler e.V. kommen aus ganz Deutschland Helfende in die Eifel. Wer das erste Mal dabei ist, wird mit offenen Armen empfangen und sofort integriert. Zusammenhalt und Teamwork werden großgeschrieben, schnell entstehen enge Freundschaften. Genau das und noch ein bisschen mehr erlebte Herbert Reuter 1985 bei seinem ersten Rock am Ring Einsatz: Er war mit einer jungen Kameradin in eine Schicht eingeteilt und lernte sie dabei besser kennen. Das Schicksal nahm seinen Lauf und inzwischen sind beide seit 34 Jahren verheiratet. Rock am Ring sei Dank.
Sind Sie neugierig geworden und möchten sich auch im Ehrenamt beim DRK engagieren? Dann melden Sie sich per E-Mail unter Ehrenamt@kv-aw.drk.de und Sie erhalten weitere Informationen.
Bildbeschreibung:
DRK_21.05.2025: Klaus Schneider (li.) und Herbert Reuter (re.) vom DRK-OV Niederzissen waren 1985 beim ersten Rock am Ring im Einsatz. Damals noch mit kleiner Verbandtasche zum Umhängen. (Foto: Astrid Zens / DRK-Kreisverband Ahrweiler e.V.)