Oberzissen. Andernorts wird auf Windkraft gesetzt, in Oberzissen jedoch soll Sonnenkraft dabei helfen, der Energiewende in Deutschland weiter auf die Sprünge zu helfen: Auf zusammen rund 9 Hektar großen Flächen südwestlich der Ortsgemeinde soll eine Freiflächen-Photovoltaikanlage entstehen. Grünes Licht für das Vorhaben der Firma Papst Solar aus Offenbach hat der Oberzissener Gemeinderat bereits vor zwei Jahren gegeben. Doch noch immer ist das Projekt nicht über die Planungsphase hinausgekommen. Nun haben Vertreter von Papst Solar und des Büros Faßbender Weber Ingenieure dem Gemeinderat über den aktuellen Stand der Dinge berichtet.
Bereits abgehakt seien demnach die Grünlandkartierung, die faunistischen Untersuchungen und eine Landschaftsbildanalyse mit Visualisierung der Anlage, auch mit Blick von der Burg Olbrück. Mittlerweile liege auch die landesplanerische Stellungnahme vor. Und die wertet Papst Solar als „positiv“: Der Planung stünden keine Ziele der Raumordnung entgegen, sofern der Hochwasserschutz und das Ziel Z 111 des Landesentwicklungsprogramms (LEP) IV beachtet würden.
Weil es sich beim Planungsareal um eine „archäologische Verdachtsfläche“ handelt, verlangt die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) eine geomagnetische Prospektion. Die Landwirtschaftskammer habe angeregt, nach alternativen Flächen für eine Solaranlage zu suchen, etwa auf Dachflächen oder auf alten Deponien. Papst Solar pocht für ihr Vorhaben aber weiterhin auf die bereits ins Auge gefassten Flächen. Im Frühjahr, spätestens im Frühsommer, möchte das Unternehmen mit einem diesbezüglichen Planungsvorentwurf an den Oberzissener Gemeinderat herantreten.
Weil es sich bei den Grundstücken um Wiesen- und Ackerflächen handelt, die planungsrechtlich dem Außenbereich zuzuordnen sind, muss die Ortsgemeinde zur Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen einen Bebauungsplan aufstellen. Als Grundlage dafür hat die Verbandsgemeinde (VG) Brohltal bereits im Oktober 2022 der Flächennutzungsplanänderung von einer landwirtschaftlichen Nutzfläche in eine Sondergebietsfläche zugestimmt.
Der VG-Rat werde sich dem Thema demnächst eingehender widmen, kündigte Verbandsbürgermeister Johannes Bell in der Gemeinderatssitzung an – auch vor dem Hintergrund der jüngsten Diskussionen im VG-Rat zur Änderung des Flächennutzungsplans zugunsten einer Umwandlung von landwirtschaftlicher Nutzfläche in eine Sondergebietsfläche Solaranlage in den Ortsplänen von Wassenach und Wehr.
Was ist wo geplant?
Die planungsrelevanten Flächen für die geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage liegen rund 600 bis 750 Meter südwestlich des Ortsrands von Oberzissen auf einem Riedel zwischen dem Brenkbach- und Quackenbachtal sowie dem Quackenforst. Mitten hindurch verläuft das Bahngleis der Brohltalbahn in Richtung Brenk. Geplant ist die Errichtung der Solaranlage auf einer gerammten Konstruktion auf sogenannten Modultischen. Insgesamt sollen auf dem Areal rund 20.000 Module mit einer Gesamtleistung von etwa 7,5 Megawatt (MW) installiert werden. Die Flächen will Papst Solar für die Dauer von 20 Jahren pachten. Die Gemeinde kann dabei mit Einnahmen von jährlich 10.000 bis 15.000 Euro rechnen.