Sie legen täglich dieselben langen Strecken zwischen Wohn- und Arbeitsort zurück. Manche verbringen Stunden in der Bahn, die meisten im PKW. Sie balancieren zwischen Entfernungspauschale und Benzinpreisen, stehen schwitzend im Stau oder werden bei hohem Tempo in schöner Landschaft langsam wach. Sie sind aus ländlichen Räumen seit Langem nicht mehr wegzudenken: Pendler*innen.
In Rheinland-Pfalz verlässt jede zweite Person ihren Wohnort, um ihren Arbeitsort zu erreichen. Die Ortsgemeinde Burgbrohl z.B. liegt auf der Achse zwischen Bonn und Koblenz, den wichtigsten Pendelzielen im Landkreis Ahrweiler. Auch hier wird viel gependelt, hinaus und hinein. Burgbrohl ist mit zwei Weltmarktfirmen und der Lage zwischen Bundesstraße und Autobahn eine Ortschaft, die maßgeblich durch die Bewegungen aus ihr heraus und in sie hinein gestaltet wird. Während die einen nach Köln, Rheinbach oder Mayen fahren, kommen die anderen täglich in den Ort, um bei Heuft, Rhodius, im Schloss oder in der Klinik zu arbeiten.
Das niedersächsische Kunstkollektiv Syndikat Gefährliche Liebschaften, das derzeit am Kunstpavillon Burgbrohl arbeitet, findet: Das ist etwas Besonderes. Denn durch das tägliche Pendeln „wächst“ Burgbrohl in die Welt hinein – und umgekehrt.
Für ihr Hörspielprojekt „AUF ACHSE“ kommen Syndikat Gefährliche Liebschaften seit Frühling diesen Jahres mit Pendler*innen aus dem Brohltal ins Gespräch. Beim Mitfahren im Frühzug nach Köln, auf der A61 nach Niederzissen oder auf der Landstraße nach Rheinbach sprechen sie mit den Pendelnden über Beweggründe fürs Vielfahren und studieren Gewohnheiten während der Fahrt. Fragen sind dabei eine künstlerische Recherchemethode: Was kann man beim Pendeln erleben? Worauf könnte man verzichten? Was bedeutet Burgbrohl den Menschen, die zur Arbeit dorthin pendeln? Ist Pendeln die Zukunft des Brohltals? Und was bräuchte es, um Pendelnde miteinander zu verbinden? „Gründe fürs Pendeln sind persönlich“, beschreibt Nadja Sühnel von Syndikat Gefährliche Liebschaften eine Beobachtung aus der Recherche. „Oft bestimmt nicht die Arbeit den Lebensort, sondern die Beziehung oder die Familie. Und zugleich genießen viele Pendelnde auch einen gewissen Mindestabstand zum Arbeitsort.“
Die Gruppe Syndikat Gefährliche Liebschaften ist seit 2013 eine sechsköpfige Gruppe aus Theater- und Kunstschaffenden. Sie suchen Geschichten ländlicher Räume, die zum Perspektivwechsel einladen und Verflechtungen aufzeigen. Mal entsteht Theater, mal eine Ausstellung oder ein Hörspiel. Zwischen ehrlicher Interaktion und steiler Behauptung wird ihr Publikum dabei zu Stellungnahmen verführt. Die Gruppe arbeitet in Quakenbrück, Leipzig und andernorts wie seit 2021 am Kunstpavillon Burgbrohl.
Die Gruppe Syndikat Gefährliche Liebschaften ist seit 2013 eine sechsköpfige Gruppe aus Theater- und Kunstschaffenden. Sie suchen Geschichten ländlicher Räume, die zum Perspektivwechsel einladen und Verflechtungen aufzeigen. Mal entsteht Theater, mal eine Ausstellung oder ein Hörspiel. Zwischen ehrlicher Interaktion und steiler Behauptung wird ihr Publikum dabei zu Stellungnahmen verführt. Die Gruppe arbeitet in Quakenbrück, Leipzig und andernorts wie seit 2021 am Kunstpavillon Burgbrohl.
Aus gesammelten Perspektiven von Pendler*innen aus der Region haben die Künstler*innen den Text für ein Hörspiel mit dem Titel „AUF ACHSE“ entwickelt. „Es soll ein Hörspiel werden, das gut beim Autofahren gehört werden kann“, so Felix Worpenberg. „So geben wir den Pendler*innen ihre Erzählungen als Geschenk fürs eigene Autoradio zurück“. Aber auch für alle anderen interessierten Hörer*innen ist „AUF ACHSE“ gedacht. Das Besondere an diesem Hörstück: Die Künstler*innen nehmen es nicht hinter verschlossenen Türen auf, sondern öffentlich, live und mit Publikum: „Die Aufnahme des Hörspiels ist bereits seine erste Aufführung“, kündigt Marleen Wolter an.
Zusammen mit dem Kunstpavillon Burgbrohl lädt die Gruppe alle Brohltaler*innen und Interessierte zu einem Abend mit Musik und Getränken ins Haus der Kultur Burgbrohl ein, um gemeinsam das Hörspiel aufzunehmen. Es darf zugehört, eingelesen und -wer mag- sogar im Chor mitgesungen werden. So soll ein Hörspiel von und mit Burgbrohl für seine Pendler*innen entstehen. Eine Woche später folgt die feierliche Hörspielpremiere – als gemeinsamer Autokorso durch Burgbrohl und Umgebung. Dabei wird das fertige Hörspiel für alle teilnehmenden Autoradios und Handys zu Hören sein. Willkommnen sind alle mit und ohne PKW. Für beide Termine ist der Eintritt frei!
Hier die Termine im Überblick:
ERSTER TEIL: Samstag, 10. September 2022, 18 – 20 Uhr
Öffentliche HÖRSPIELAUFNAHME von AUF ACHSE
– zum Zuhören und Mitmachen, mit Musik und Getränken –
im Haus der Kultur Burgbrohl (Brohltalstraße 77, 56659 Burgbrohl) Die aktuellen Corona-Richtlinien werden eingehalten.
ZWEITER TEIL: Samstag, 17. September 2022, 16 Uhr HÖRSPIELPREMIERE von AUF ACHSE im Autokorso durch Burgbrohl
– zum Hören und Mitfahren –
Treff- und Startpunkt des Autokorsos (mit oder ohne PKW): PENNY Parkplatz Burgbrohl (Brohltalstraße 170, 56659 Burgbrohl)
Die Veranstaltenden bitten um eine kurze Anmeldung für eine oder beide Veranstaltungen an: artlab@kunstpavillonburgbrohl.de
Weitere Information erhalten sie beim Kunstpavillon unter: Tel. 02636 / 2640 Mobil.: 0175 / 797 42 96 und im Internet unter www.kunstpavillonburgbrohl.de oder www.gefaehrliche-liebschaften.de.
Das Projekt „AUF ACHSE“ von Syndikat Gefährliche Liebschaften ist gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR. Syndikat Gefährliche Liebschaften dankt für die freundliche Unterstützung dem Träger des Artlabs am Kunstpavillon, AIM e.V., der Gemeinde Burgbrohl & der Pendler:innen, die sie mitgenommen haben.