Kempenich. Seit einigen Monaten wird die Kempenicher Ortsgeschichte von einer Arbeitsgruppe aufgearbeitet. Nun wurden die ersten Ergebnisse veröffentlicht.
Seit 1909 wohnte Anna Groß, geborene Bell und verwitwete Seifert, mit ihrem Mann Wilhelm Groß in der Beunstraße. Man nannte sie, wegen ihrer Größe, „Lang Anna“ und „Lang Wellem“. Wilhelm musste dann in den Krieg nach Frankreich und kam erst nach vier Jahren Gefangenschaft zurück. Zum Dank hat Anna im Kreuzwäldchen einen Bildstock zu Ehren des hl. Judas Thaddäus bauen lassen. Auf die Frage, wie sie denn gerade auf diesen etwas ausgefallenen Heiligen komme, pflegte sie zu antworten: „Me mooß sich at en ausjefallene Hälleje sücke, die annere hän all zevill äm Ballesch.“ (Man muss sich schon einen ausgefallenen Schutzheiligen suchen, die anderen haben alle zuviel am Halse). Ihre Lebensdevise war: „Vom Lääd stirft me net, von Frööd lääft me net“. (Vom Leid stirbt man nicht, von Freude lebt man nicht). Nachkommen im Dorf gibt es bei den Familien Groß (Metzgerei) und Spillmanns (Bäckerei).
Am Beginn der Beunstraße war die erste Tankstelle (Shell) in Kempenich. Jakob Porz erhielt am 21.06.1939 die Genehmigung über die Firma Rhenania-Ossag für ein 1000 ltr. Fass. Sein Sohn Albert war zu dieser Zeit Bezirksleiter im Katholischen Jungmännerverband Bereich Trier. Seine Frau Anna hatte ein Lebensmittelgeschäft und führte dazu ab 1902 ein sogenanntes Cassa-Buch mit den Ausgaben für ihre Einkäufe. Daneben führte sie ein „Hauptbuch“ (von 1902 – 1930) in dem die Rückstände der Kunden eingetragen wurden. Es handelte sich hierbei überwiegend um relativ kleine Beträge von unter einer Mark. Sie wurden in einem gewissen Rhythmus dann abbezahlt bzw. getilgt.
An der Kreuzung der Beunstraße mit der Goldbachstraße und Hinter der Mauer steht das ehemalige Jugendheim. 1927 wurde es, ein Tuffquaderbau mit expressionistischen Baustil, von der Kath. Kirchengemeinde, unter der Leitung von dem damaligem Pastor Johann Aloys Delges, der auch zu der Zeit 1. Beigeordneter des Kreises Adenau war, nach Plänen vom Architekt Gustav Eichler aus Ravensburg, Planer des Nürburgrings, errichtet und überwiegend als Jugendherberge genutzt. 1864 erwähnt Dr. Philipp Wirtgen in seinem Buch „Die Eifel in Bildern und Darstellungen“, Band 1 Nette- und Brohlthal und Laach, die Gastwirtschaft „Zur Grünen Eiche“ in Kempenich, die vor dem Brand 1837 an der Stelle des heutigen Jugendheimes stand. Wenn ein Fremder zu dieser Zeit nach Kempenich kam, wurde ihm gesagt, er solle zu dem Wirt des Gasthofes gehen, der wüsste die ganze alte Geschichte von Kempenich. 1840 war dort dann der Hof vom Landwirt Johann Schmitt, auch „Leise Hof“ genannt.
Die wichtigsten Bauten Hinter der Mauer waren 1952 die Betriebsgebäude der Firma Lösch. Carl Lösch baute dort auf dem ehemaligen Standort der Gastwirtschaft B. Benner (von ca. 1880 – 1910). Ab ca. 1970 übernahm sein Schwiegersohn Alfred Klein die Firma, die dann 1976/1977 an die Hannebacher Straße aussiedelte. Alfred Klein hat gemeinsam mit seinen Brüdern, dafür gesorgt, dass viele Kempenicher vor Ort, langfristig, ihre Arbeit hatten.