Sinzig. Es war ein nervenaufreibendes Gezerre, das vier Jahre dauerte. Nach der Flutkatastrophe im Jahr 2021 verloren nicht nur zwölf Heimbewohner ihr Leben, sondern auch viele weitere Bewohner ihr vertrautes Zuhause. Die Lebenshilfe im Kreis Ahrweiler musste danach neue Unterkünfte suchen und hat unter anderem 2024 eine neue Wohneinrichtung in Hohenleimbach bezogen.
Zusätzlich suchte man aber auch eine weitere Unterkunft in Sinzig. Aus diesem Grund wollte man ein Gebäude in der Ausdorferstraße kaufen und es zu einem Wohnheim umbauen. Mehrere Anwohner waren mit diesem Vorhaben jedoch nicht einverstanden und wandten sich mit einem gemeinsamen Schreiben an die Stadt. Dies wiederum gefiel den Befürwortern und Unterstützern nicht. 300 Menschen gingen auf die Straße.
Nun hat die Lebenshilfe ein neues Grundstück gefunden, auf dem das neue Lebenshilfehaus entstehen soll. Der notarielle Kaufvertrag wurde kürzlich unterzeichnet – ein Moment großer Erleichterung und Freude für alle Beteiligten.
Der Vorsitzende der Lebenshilfe Kreisvereinigung Ahrweiler e. V., Ulrich van Bebber, erklärt hierzu:
„Heute ist ein Tag großer Freude. Fast 4 Jahre nach der Flutkatastrophe haben wir jetzt endlich ein Grundstück in Sinzig gefunden. Endlich konnten wir den notariellen Kaufvertrag zum Erwerb eines den Anforderungen gerecht werdenden Grundstückes unterzeichnen. Das Grundstück liegt im Stadtkern, Höhe Münzgasse/Renngasse in Nachbarschaft des Johanniter-Hauses.
Die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Lebenshilfehaus in der Pestalozzistr., die seit der Flut vor allem in Rolandseck untergebracht sind, freuen sich sehr auf ihr neues Zuhause: endlich wieder in Sinzig!
Die Suche nach einem neuen Grundstück hat sich als unerwartet langwierig und schwierig erwiesen. Wir mussten auf diesem Weg viele Hürden überwinden – rechtliche, finanzielle, politische und emotionale. Es war ein ständiges Ringen mit bürokratischen Verfahren, mit Rückschlägen und Verzögerungen. Trotz Unterstützung aus Verwaltung und Politik war es ein Kraftakt, der uns allen viel Geduld und Ausdauer abverlangt hat.
Wir hatten in all diesen Jahren etwa 30 Grundstücke auf ihre Verwertbarkeit geprüft. Anfangs hofften wir, die im städtischen Eigentum stehende Jahnwiese erwerben zu können, dies war aber leider nicht möglich. Zuletzt konzentrierten sich unsere Bemühungen auf ein Grundstück in der Ausdorferstraße. Wir konnten letztlich die baurechtlich erforderliche Zustimmung unmittelbarer Nachbarn ungeachtet erheblicher Bemühungen nicht erreichen. Dies war eine bittere Enttäuschung für uns – gerade, weil wir so viel Herzblut investiert hatten.
Doch wir haben nicht aufgegeben. Wir haben weitergesucht, weiterverhandelt, weiter gehofft – und nun sind wir einen wesentlichen Schritt weiter. Nach diesem langen, mühseligen Weg freuen wir uns sehr, dass wir endlich dieses Etappenziel erreicht haben. Dieses Grundstück bedeutet für uns eine echte Perspektive und gibt uns neue Kraft für die nächsten Schritte.“
Wie geht es nun weiter?
„Die konkreten Planungen für den Neubau werden unverzüglich in Auftrag gegeben. Wir wollen eine gute Architektur umsetzen, die eine Bereicherung des dortigen Quartiers darstellen wird. Mit der Stadt Sinzig als Träger der Planungshoheit wird eine frühzeitige Abstimmung angestrebt. Das Gelände liegt im Sanierungsbereich der Stadt, wir wollen einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der dort formulierten Ziele leisten. Gleichfalls wird eine baldige Abstimmung mit der Kreisverwaltung sowie allen relevanten Fachbehörden erfolgen.
Geplant ist – wie bislang – eine moderne Wohneinrichtung mit ca. 24 Plätzen. Wir gehen nach Vorliegen einer Baugenehmigung von einer reinen Bauzeit von rund 24 Monaten aus. Wenn alles nach Plan verläuft, hoffen wir, spätestens Anfang 2028 einziehen zu können. Mehr als 7 Jahre nach der Flut könnten dann unsere Bewohnerinnen und Bewohner wieder nach Sinzig zurückkehren. Das ist eine lange Zeit. So viel länger, als wir je gedacht haben. Aber entscheidend ist: Wir haben durchgehalten und blicken zuversichtlich in die Zukunft. „