Schalkenbach. In der letzten Folge stand am Ende des Berichts die offene Frage, ob wir aktiv bei der Gestaltung der Energiewende mitwirken wollen oder ob wir uns mit einer passiven Statistenrolle zufrieden geben? Mit dem Bürgerentscheid am 08. Mai erhält jeder Einwohner von Schalkenbach die Möglichkeit, darauf eine Antwort zu geben.
Die aktive Rolle:
Sollte der Bürgerentscheid zu Gunsten der Ortsgemeinde ausfallen, könnten wir umgehend etwas gegen den Klimawandel tun. Der Windpark Brohltal könnte dann so realisiert werden, dass er den Standort optimal ausnutzt und den bestmöglichen Ertrag an regenerativer Energie erzielen kann.
Dieses Gemeinschaftsprojekt der 3 Ortsgemeinden Schalkenbach, Dedenbach und Königsfeld fördert die weitere Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinaus. Mit den zusätzlichen Mitteln, die diese Gemeinden aus den Pachteinnahmen erhalten, lassen sich die anstehenden großen Investitionen, wie z.B. der neue Kindergarten oder der Ausbau des Hochwasserschutzes viel einfacher stemmen.
Die Gemeinden erhalten wieder Handlungsspielraum. Es könnten aktiv weitere Projekte gegen den Klimawandel angestoßen werden und es stehen viel mehr finanzielle Mittel zur Verfügung um unsere Wälder wieder aufzuforsten.
Die passive Rolle:
Sollte der Bürgerentscheid zu Gunsten der Bürgerinitiative ausfallen, wäre die Gemeinde für 3,5 Jahre daran gebunden, keine Flächen zur Nutzung von Windenergie zu verpachten. Das heißt aber nicht, dass es zukünftig keine Windkraftanlagen rund um Schalkenbach geben wird. Das muss deutlich gesagt werden.
Der Bau des geplanten Windparks Brohltal mit seinen 4 Anlagen wäre nur indirekt verhindert, da nach jetziger Gesetzeslage Windenergieanlagen nur an solchen Standorten errichtet werden dürfen, an denen der Bau von mindestens drei Anlagen im räumlichen Verbund planungsrechtlich möglich ist. Sobald diese Bedingung wegfällt (wahrscheinlich Ende 2023), wäre auch der Betrieb mit lediglich 2 Anlagen auf Flächen der OG Dedenbach und Königsfeld möglich.
Ein zweites unabhängiges Szenario wäre der Einstieg der Stadt Krefeld als Partner. Sobald sie Flächen des Waldgutes Schirmau zur Verfügung stellt, könnte das Projekt sofort in die Genehmigungsphase eintreten und sogar noch früher realisiert werden.
Der Ausgang des Bürgerentscheids hat auch keinerlei verhindernde Auswirkungen auf das Windkraftprojekt in Sinzig, Harterscheid oder auf jenes auf den Flächen der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Das sollte ebenfalls jedem eindeutig klar sein. Der Kreis wird sein Klimaziel erreichen wollen und dies vorzugsweise in den in der letzten Folge vorgestellten Potentialflächen tun.
Um es zusammenzufassen: Das Ergebnis des Bürgerentscheids am 08. Mai verhindert nicht die Windkraft rund um die Gemeinde Schalkenbach. Er hat bestenfalls eine aufschiebende Wirkung. Es können weiterhin andere Projekt genehmigt werden, nur dann eben ohne aktive Beteiligung unsere Ortsgemeinde. D.h. auf unseren Flächen ständen dann zwar keine Windkraftanlagen, trotzdem verblieben augenscheinlich die gleichen Nachteile, die von der Bürgerinitiative immer wieder ins Feld geführt werden. Der Gemeinde Schalkenbach bleibt – im wahrsten Sinne des Wortes – dann nur die passive Zuschauerrolle.
Die zentrale Frage ist doch, warum tun sich einige Menschen so schwer damit, Windenergie in Schalkenbach zu akzeptieren? Im Dialog mit den Bürgern und Bürgerinnen der Gemeinde werden natürlich auch Befürchtungen an uns herangetragen. Neben den greifbaren Bedenken, wie Sichtbarkeit, Schattenwurf, Geräuschbelastung oder Flächenverbrauch erreichen uns aber auch immer wieder unspezifische Behauptungen die natürlich schwer zu belegen und genauso schwer zu entkräften sind. Auf diese würde ich gerne näher eingehen.
- Vor allen Dingen der Satz: „Mein Haus wird viel weniger mehr wert sein, wenn hier erst einmal Windenergieanlagen stehen“ ist oft zu hören. Wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, findet man sowohl Begründungen für eine Wertsteigerung als auch für eine Wertminderung. Konkrete Beispiele aus den Gemeinden Weibern, Kempenich, Niederdürenbach, Spessart und Wehr, die alle in Nähe des Windparks Weibern/Rieden liegen, sprechen allerdings für steigende Grundstücks- und Immobilienpreise. Die Nachfrage ist teilweise so hoch, dass die Gemeinden noch viel mehr Bauland verkaufen könnten. Die Nähe zu den Windrädern scheint bei den Interessenten wohl keine Rolle zu spielen. Im Gegenteil: Angesichts der aktuellen Krise in der Energieversorgung könnten die erneuerbaren Energien sogar zu einem positiven Standortfaktor werden.
- „Der Mensch und die Natur leiden unter den Auswirkungen der Windkraftanlagen“
Immer wieder werden auch gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Lärm, Schattenwurf oder Infraschall angeführt. Grundsätzlich gilt es, die Gesundheit der Anwohnerinnen und Anwohner zu schützen. Werden Standorte sorgfältig geplant und Mindestabstände zu den nächstgelegenen Wohnhäusern eingehalten, wie in unserem Fall, so geht von Windrädern keine Belästigung durch Lärm, Infraschall oder Schattenwurf aus. Eine gute Übersicht dazu bietet die Broschüre des NABU. (BUND_NABU_Dialogforum_FaktencheckWind_Brosch_Hinweis.pdf)
Umweltverbände haben sich mit dem Thema „Natur- und Artenschutz“ intensiv beschäftigt und stehen der Errichtung von Windkraftanlagen mittlerweile positiv gegenüber und befürworten die Errichtung von Anlagen im Wald, es sei denn es handelt sich um zusammenhängende, intakte Lebensräume. Das ist aber an unseren geplanten Standorten angesichts des dramatischen Zustands des örtlichen Waldes nicht der Fall.
Bei sehr vielen Argumenten der Windkraftgegner, die das Thema Naturschutz zur Grundlage haben, spielt der Gedanke die führende Rolle, dass die Natur, die es zu schützen gilt, sich nicht verändert. Diese Auffassung lässt außer Acht, dass sich die Lebensbedingungen der Tiere durch die unmittelbaren Folgen des Klimawandels teils drastisch verändern werden. Die Böden werden trockener, der Wald, wie wir ihn kennen, wird sich zu einem Trockenwald entwickeln, invasive Arten werden einwandern, heimische Arten werden verdrängt – kurzum, bestehende Naturräume werden sich verändern. Langfristig ist der Schutz des Klimas die wirkungsvollste Maßnahme zum Schutz der Natur.
- „Durch Windkraftanlagen sterben Vögel, Fledermäuse und Insekten“
Die „Schredderwirkung“ der sich drehenden Rotoren wird sehr oft für den Tod zahlloser Vögel, Fledermäuse und Insekten verantwortlich gemacht. Es werden Szenarien verbreitet, die die Bestandsgefährdung ganzer Populationen befürchten lassen. Um das Ausmaß dieser Beeinträchtigung zu verdeutlichen, werden diese Effekte dann auf alle Anlagen in Deutschland hochgerechnet. 1 toter Milan vor Ort bedeutet dann 30000 tote Milane in Deutschland. Diese Art der Darstellung ist unseriös und dient nur dazu, den Tötungseffekt zu dramatisieren. Tatsächlich kommt im Falle des Milans, das vom Bundesumweltministerium mitfinanzierte, europaweite Forschungsprojekt Life-Eurokite, das bis Anfang 2022 die Todesursache von 556 mit GPS-Sendern ausgestatteten toten Rotmilanen untersuchte, zu dem Ergebnis, dass die größte Gefahr für Rotmilane in Europa Giftköder seien. Erst auf Rang sieben kamen Windkraftanlagen. Dies ist nur eins von vielen Beispielen zu dem Thema.
Fazit:
Wir sollten uns durch die beschriebenen gängigen Argumente der Windkraftgegner nicht verunsichern lassen. Die Effekte, die der Klimawandel mit sich bringt, werden weitaus schädlichere und drastischere Auswirkungen auf die Natur und Landschaft unsere Gemeinde haben als die geplanten 4 Windräder.
Mit all diesen Bedenken und Befürchtungen, die jetzt gegen den Windpark Brohltal ins Feld geführt werden, müssen wir auch klar kommen, wenn in unserer Nachbarschaft Windanlagen entstehen, von denen dann andere Kommunen profitieren.
Wir haben jetzt die Chance, aktiv unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Unsere Kinder erwarten von uns, dass wir die Energiewende für deren Zukunft unterstützen. Das sind wir ihnen schuldig.
Was wir tun möchten um die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Windenergie zu erhöhen, soll Thema der nächsten Folge sein.
Pressemeldung Gemeinde Schalkenbach